Wenn in Großbritannien von einem drohenden neuen „Winter der Unzufriedenheit“ die Rede ist, beschwört das zum Teil ein Schreckgespenst. Zum Teil kommt damit aber auch Respekt vor einer neuen Kampfbereitschaft der Gewerkschaften zum Ausdruck. Denn der „Winter of Discontent“ des Jahres 1979, als sich Müll auf den Straßen häufte und Leichen nicht beerdigt wurden, gilt als ein Wendepunkt der britischen Nachkriegsgeschichte: In der damaligen Streikwelle, so die gängige Interpretation, erprobten und verspielten die Gewerkschaften ihre zu jener Zeit noch beachtliche Macht, die Position der Labour-Regierung wurde untergraben und den Konservativen unter Margaret Thatcher zu einer Dominanz verholfen, die bis Mitte der 90er Jahre anhielt.
Haben die Gewerkschaften heute tatsächlich wieder die Stärke der 70er Jahre erlangt? Eindeutig nein. Sind sie tatsächlich willens, erneut eine Labour- Regierung herauszufordern und in Schwierigkeiten zu bringen? In gewissen Grenzen, ja.
Für eine „neue Militanz“ unter den gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten steht der Beschluss der Feuerwehrleute, am 13. November eine Streikserie zu beginnen, um eine 40prozentige Gehaltserhöhung durchzusetzen. Angesichts der Sicherheitsprobleme, die ein Streik bei der Feuerwehr mit sich bringt, besitzt deren Aktion weit reichende Auswirkungen.