War das Wiener "Schmäh" oder ernst gemeint? Gastgeber Wolfgang Schüssel, Österreichs Bundeskanzler, begrüßte am 14. Oktober in der Wiener Hofburg "Freunde aus Belgrad und Priština" zum ersten serbisch-kosovarischen Dialog. Freunde? Keine Begegnung, kein Gespräch, kein Händedruck, nicht einmal ein Blick wurden zwischen den Teilnehmern gewechselt. Zur Rechten und Linken des neuen UNMIK-Chefs Hari Holkeri saßen zwei Serben (Premier Zoran Živković und Kosovo-Beauftragter Nebojša Čović) und zwei Albaner (Präsident Ibrahim Rugova und Parlamentspräsident Nexhat Daçi). Und Dialog? Wenn man διάλογος im klassischen Wortsinn von "Gespräch" nimmt, dann traf es zu: Beide Seiten mühten sich, der zahlreich präsenten internationalen Gemeinschaft (Robertson, Solana, Patton u.a.) ihre unvereinbaren Standpunkte zu vermitteln: Priština will die Unabhängigkeit des Kosovo um jeden Preis – Belgrad will sie um keinen Preis.
Getreu der UN-Linie "Standards vor Status" sollte nur über "praktische Fragen" des Kosovo geredet werden, woran sich nur die Belgrader hielten.