Ausgabe Juli 1990

Technikfolgenabschätzung und verantwortliche Ressourcenpolitik

Außer in den USA, wo das parlamentsorientierte Office of Technology Assessment (OTA) fest etabliert ist, Ansehen genießt und wissenschaftlich-pragmatische Maßstäbe setzt, ist in den meisten anderen Industrieländern Technikfolgen-Abschätzung noch in der Diskussion, auch in der Bundesrepublik Deutschland. Die Vielfalt der bundesdeutschen Definitionen, Aufgabenzuweisungen (oft überzogenen) Erwartungen und die Institutionalisierungsversuche beim Deutschen Bundestag werden skizziert, und es wird gezeigt, daß Technikfolgen-Abschätzung ein wissenschaftliches Verfahren darstellt, das insbesondere in politökonomischen Diskussionen kontextspezifisch sehr unterschiedlich ausgestaltet und instrumentalisiert wird. Technikfolgen-Abschätzung verfeinert und vertieft den politökonomischen Diskurs, schlichtet ihn aber nicht.

Die bundesdeutsche Diskussion über Technikfolgen-Abschätzung wird maßgeblich von der beginnenden Umorientierung von Technik, Wirtschaft und Politik auf Ressourcenschonung belebt und verschränkt sich intensiv mit ihr. Hieraus ergeben sich spezifische Aufgaben sowie eine Klassifizierung der Technikfolgen-Abschätzung, die weiterführen könnte als die bisher vorgeschlagenen Typologien. Sie orientiert sich an jeweiligen Akteurskontexten, insbesondere in öffentlicher Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Bürgerinitiativen und Parteien.

Juli 1990

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Indoktrination und Militarismus

von Irina Rastorgujewa

Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

Scharfsinn und Bescheidenheit

von Oliver Eberl

Wer mit Ingeborg Maus sprechen wollte, wurde von ihr meist auf den Abend verwiesen: Bevorzugt nach 20 Uhr ließ sich die Professorin für „Politologie mit dem Schwerpunkt politische Theorie und Ideengeschichte“ an der Frankfurter Goethe-Universität anrufen und klärte dann geduldig und stets zugewandt organisatorische und akademische Fragen, oftmals bis weit in die Nacht. Natürlich musste man erst einmal durchkommen, denn es waren viele, die etwas mit ihr besprechen wollten.

Mannigfaltigkeit statt Homogenität

von Leander Scholz

Auch wenn Begriffe wie Biodiversität oder diversity management erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts geprägt wurden und seitdem den politischen Diskurs zur biologischen und sozialen Diversität bis in unsere Gegenwart hinein dominieren, verweist deren Vorgeschichte weit zurück bis ins 18. Jahrhundert – und sie ist unmittelbar mit einem revolutionären Ereignis verbunden.