Ausgabe November 1996

Malraux im Pantheon

Der französische Präsident Jacques Chirac hat entschieden, daß die sterblichen Überreste des 1976 verstorbenen Schriftstellers André Malraux im November ins Pantheon überführt werden, wo sie neben Voltaire, Rousseau, Victor Hugo und Führern der Französischen Revolution ruhen sollen.

Genau das hätte sich Malraux gewünscht. Und die dahintersteckende Story exemplifiziert, daß Helden gemacht, nicht geboren werden. André Malraux erlangte 1933 mit der Veröffentlichung seines Romans über die Chinesische Revolution La Condition Humaine (dt. So lebt der Mensch) internationalen Ruhm. Seinen sensationellen Erfolg verdankte der Roman nicht nur den literarischen Qualitäten – es war der beste, den Malraux je verfaßt hat –, sondern auch dem Anspruch des Autors, die Ereignisse, über die er schrieb, selbst erlebt zu haben.

In der amerikanischen Ausgabe hieß es: „…Malraux ging 1921 nach Indochina… Während der Erhebung in China von 1925-1927 wurde er Propagandakommissar in Diensten der revolutionären Regierung des Südens... Er war aktiv am Aufstand von Kanton beteiligt, im Kampf Mann gegen Mann.“ Malraux selbst erzählte dem Kritiker Edmund Wilson, er sei „zunächst Kuomintang- Kommissar in Indochina, dann in Kanton“ gewesen. [...

November 1996

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