Ausgabe Dezember 1998

Kosovo: Not kennt kein Gebot?

Macht ist Recht

Das erste, was einem bei den Drohungen der NATO, die angeblich souveränen Serben im Namen der unglücklichen ethnischen Albaner im Kosovo zu bombardieren, in den Sinn kommt, ist eine weltweite Werbekampagne. Madison Avenue könnte sie für die Clinton-Regierung entworfen und etwa folgendermaßen formuliert haben:

„Machen Sie sich Sorgen um die ewige Sicherheit? Vermeiden Sie Bomben und Raketen! Bitten Sie die NATO um Hilfe! Die Versicherungsgesellschaft Vereinigte Staaten garantiert Sicherheit vor Luftangriffen! Es hat in Bosnien funktioniert! Es funktioniert im Kosovo! Sie müssen bloß unsere Police kaufen, und ein paar Waffen und Trainer made in U.S.A., dann können auch Sie sich entspannen! (Sonderrabatte für Nationale Befreiungsbewegungen).“

Es ist beeindruckend, daß sich zehn angesehene deutsche Juristen zusammengetan haben, um bis ins Detail die Legitimität der gegen die Serben angewandten militärischen Drohungen in der jüngsten Phase des Balkankonflikts, der aus dem Zusammenbruch Jugoslawiens 1991 erwuchs, zu prüfen. Es ist auch willkommen, denn es zeigt, daß zumindest ein paar Deutsche über die Verantwortung nachdenken, die Deutschland als europäische Macht in einer verwirrten und verwirrenden Welt trägt.

Dezember 1998

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