Ausgabe Dezember 1998

Kosovo: Not kennt kein Gebot?

Die Verantwortung der deutschen Außenpolitik

„Ich möchte keinen Zweifel daran lassen, daß für mich das Gewaltmonopol der Vereinten Nationen und die Verantwortung des Sicherheitsrates für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit unverzichtbar für die Entwicklung einer Weltfriedensordnung sind“, so der noch nicht amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder in der 248. Sitzung des Deutschen Bundestages am 16. Oktober 1998. Das Parlament stimmte – bei lediglich 62 Gegenstimmen und 18 Enthaltungen – einer möglichen „deutsche(n) Beteiligung an den von der NATO geplanten begrenzten und in Phasen durchzuführenden Luftoperationen zur Abwendung einer humanitären Katastrophe im Kosovo-Konflikt“ zu.

Der Beschluß des NATO-Rates, notfalls auch ohne ein konkretes Mandat des Sicherheitsrates militärisch im Kosovo zu intervenieren, stellt eindeutig einen Bruch des Völkerrechts dar. Hierin sind sich jedenfalls die meisten derjenigen einig, die Völkerrecht als Profession zu betreiben haben. Behauptungen z.B. von Gerhard Schröder, man handele im Bezugsrahmen der UNO, oder von Klaus Kinkel, man setze „Sinn und Logik“ der UN-Sicherheitsbeschlüsse um, bestätigen eher dieses Ergebnis, als daß sie es widerlegen.

Dezember 1998

Sie haben etwa 53% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 47% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo