Ausgabe Juni 1999

Slobo Klintone!

Neue Graffitis sieht man dieser Tage im zerbombten Belgrad. „Slobo Klintone“ (Slobo, du Clinton!). Eine simple, bissige Botschaft, die genau jenen Abgrund enthüllt, in den die demokratische Haltung seit Beginn des NATO-Krieges gegen Jugoslawien gestürzt ist. Sie illustriert nicht nur die politische Zerrissenheit der demokratischen Option, eine Wahl zwischen den Frontlinien zweier antagonistischer Seiten zu treffen, sowie eine überaus gefährliche folie à deux, die ihre eigene Dynamik einer Eskalation mit unvorhersehbaren Konsequenzen entwickelt hat. Vielmehr zeigt diese witzige Identifikation der beiden Führer der verfeindeten Seiten, wie verwandt Miloševic ́ und Clinton auf einer tieferen Ebene sind.

Zwei Tage nachdem die ersten Bomben gefallen waren, schrieb der slowenische Publizist Lev Kreft in einem offenen Brief an seine Freunde in Jugoslawien über die hoffnungslose Situation der serbischen Demokraten, die „zwischen Slobo und Bill eingekeilt“ seien. Kreft gab dabei seine Vision Clintons zum Besten, wie dieser durch die Straßen von Priština geht und den Albanern erklärt: „So lange ich bei euch bin, soll keiner es wagen, euch zu schlagen.“ Wer mit der jüngeren Geschichte der Kosovo-Krise vertraut ist, wird Krefts Anspielung verstehen. Es war der 24.

Juni 1999

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