Die Auseinandersetzung um den Ausstieg aus der Kernenergie spitzt sich zu. Mitte September zog die deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges in einem nachstehend dokumentierten Brief an alle grünen Kreis-und Landesverbände Bilanz nach zehn Monaten rot-grüner Atompolitik und forderte die grüne Basis auf, Parteiführung und Bundestagsfraktion unter Druck zu setzen. Fast zur gleichen Zeit trafen sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Energie von Bündnis 90/Die Grünen und der sogenannten Energiepolitische Ratschlag der Grünen und beschlossen ein Positionspapier, das sich an die gleichen Adressaten richtete. Ende September bekräftigte die Bundesregierung zwar die in der Koalitionsvereinbarung festgehaltene Absicht, den Ausstieg notfalls per Gesetz zu regeln, falls nicht bis Jahresende mit Industrie und Betreibern ein Konsens zustande komme (vgl. „Blätter“, 12/1998, S. 1531). Als Grundlage gilt nun aber ein von Umweltminister Trittin entwickeltes „flexibles Ausstiegsmodell“ mit einer „Basislaufzeit“ von 25 Jahren, die für einzelne Reaktoren variiert werden könne. Die führenden Umweltverbände bezeichneten das Modell am 29. September als inakzeptabel.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.