Bush gegen Gore und die politische Kultur Amerikas
Wow, dieser Tage ist es einfach großartig, ein Europäer zu sein, und allemal ein europäischer Journalist. Während nach wie vor die wenigsten Beteiligten wissen, was denn eigentlich die europäische Identität ausmacht - Gefühl, Auffassung und Legitimation, um von politischer Partizipation und demokratischer Entscheidungsfindung gar nicht zu reden -, stellt die Gewißheit, kein Amerikaner zu sein, derzeit ganz sicher einen Quell der Befriedigung und großen Stolzes dar. Zumindest für diejenigen, die nicht in Zusammenhang mit einer Nation von Versagern und Idioten gebracht werden wollen. Als solche tauchten die Amerikaner jedenfalls in Europas Berichterstattung über die einzigartigen Vorgänge bei der Präsidentschaftswahl auf.
Wie schön muß es sein, die eigenen Vorurteile ohne viel Forschen, Nachdenken und Herumstochern bestätigt zu finden. Das ist einfach, bequem, effizient, und es findet die Zustimmung von Freunden und Verwandten. Mag die "Titanic", deren Credo nun mal darin besteht, Sarkasmus auf die Spitze zu treiben, mit der CoverHeadline "Amerika nach der Wahl: Das dümmste Volk der Welt" ein Sonderfall sein, so trifft das doch den Tenor vieler europäischer und vor allem deutscher Kommentare zu den Ereignissen in den Vereinigten Staaten seit dem 7. November.