Als König Mohammed VI. im Juli 1999 seinem Vater Hassan II. auf den Thron folgte, wurde er schnell zu einer Symbolfigur für die Hoffnung auf ein demokratisches Marokko. Er bleibt jedoch - trotz einiger Anzeichen für eine Abwendung vom autokratischen Regierungsstil seines Vaters - den Zwängen des autoritären Systems, das er erbte, unterworfen. Die demokratischen Kräfte Marokkos bezweifeln nun, daß einer politischen Reform Aussicht auf Erfolg beschieden sei, wenn nicht zugleich grundlegende Änderungen des Systems erfolgen. Die Marokkaner glauben nicht daran, daß Ungerechtigkeit und Korruption abgeschafft werden können, solange die sogenannten "Stahlmasken" - die alte Garde von Ratgebern, Würdenträgern und hohen Offizieren - an der Seite des Königs sitzen. Doch weder die pro-demokratischen politischen Parteien, die vom Volk isoliert sind, noch die Islamisten, die über keine glaubwürdigen Pläne zur Modernisierung oder Demokratisierung des Landes verfügen, haben das Potential, das autoritäre System herauszufordern. Die politische Krise Marokkos geht über die Probleme, die sich normalerweise mit Liberalisierung und Demokratisierung verbinden, hinaus. Gewöhnlich handelt es sich darum, eine weltliche Macht zu mehr Verantwortlichkeit gegenüber ihren Bürgern zu verpflichten.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.