Ausgabe September 2013

Vom DM-Nationalismus zum Euro-Patriotismus?

Eine Replik auf Jürgen Habermas

In seiner Rezension meines Buches „Gekaufte Zeit“ diagnostiziert Jürgen Habermas bei mir „nostalgische“ Gefühle für den guten alten Nationalstaat.[1] Eigentlich hätte klar erkannt werden können, dass es mir nicht um den Nationalstaat als solchen geht, sondern um die demokratischen Institutionen, die er, und immer noch nur er, allen postdemokratischen Bemühungen zum Trotz denjenigen zur Verfügung stellt, die sich dem supranational organisierten Vormarsch des Neoliberalismus entgegenstellen wollen. Warum das eine „nostalgische Option“ sein soll, entzieht sich meinem Verständnis. Umso erstaunlicher ist es, wie salopp einige andere Rezensenten meines Buches die von Habermas ausgegebene Parole als Totschlagargument glaubten weiterverbreiten zu sollen.

Der Vorgang zeigt, dass ich zu Unrecht gedacht habe, ich könne mir den Luxus erlauben, mich zu europäischer Politik zu äußern – und sei es auch nur zur Europäischen Währungsunion –, ohne einleitend abzulegen, was man in Deutschland bei solchen Gelegenheiten offensichtlich einleitend ablegen muss, nämlich ein „europäisches Bekenntnis“.

Sie haben etwa 2% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 98% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema