Ausgabe Mai 2020

Großbritannien: Planlos in die Katastrophe

Der britische Premierminister Boris Johnson

Bild: imago images / Xinhua

Großbritannien dürfte die Corona-Pandemie schwerer treffen als alle anderen europäischen Länder. Als dort am Karfreitag 980 Menschen an Covid-19 verstarben, waren das mehr als zeitgleich in Italien oder Spanien, den europäischen Epizentren der Pandemie. Und bis zu deren Ende wird es weitere Schreckensmeldungen geben. Denn der von Anfang an überlastete Nationale Gesundheitsdienst NHS ist nicht imstande, mit der Flut von schweren Erkrankungen fertig zu werden. Sein Zusammenbruch ist nur eine Frage der Zeit. Immer mehr Ärzte und Pfleger erkranken, viele sind schon gestorben. An manchen Krankenhäusern ist mehr als ein Drittel, an einigen gar die Hälfte des Personals erkrankt.

Auch die britische Wirtschaft liegt schon jetzt darnieder, doch der wirkliche Absturz kommt erst noch. Und dieser dürfte den Einbruch in der Finanzkrise 2008/2009 bei weitem übertreffen. So haben gut die Hälfte der Unternehmen ihre Geldreserven bereits fast verbraucht. Niemand weiß genau, wie viele vor der Pleite stehen oder sich nur noch mit Hilfe von Notkrediten über Wasser halten – Kredite, die im Moment nur dazu genutzt werden, um laufende Verluste auszugleichen. Die Zahl der Arbeitslosen ist sprunghaft gestiegen, von 1,3 Millionen im Januar auf mehr als 2,1 Millionen Mitte April. Nach Angaben der britischen Handelskammer planen mehr als 37 Prozent der befragten Unternehmen demnächst bis zu zwei Drittel ihrer Beschäftigten zu entlassen.

Mai 2020

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