
Bild: Boris Johnson vor der Downing Street 10, 6.7.2022 (IMAGO / ZUMA Wire)
Den „besten Job der Welt“, er ist ihn los. Seine Partei hat ihm zwar entgegen aller Gepflogenheiten erlaubt, vorläufig als geschäftsführender Premier im Amt zu bleiben, dennoch besiegelt Boris Johnsons Rücktritt vom Vorsitz der Konservativen Partei am 7. Juli das vorläufige Ende einer erstaunlichen Karriere. Johnson, den US-Präsident Joe Biden einst als „Mini-Trump“ verspottet hatte, war nie ein loyaler Parteigänger; Boris kämpfte stets für Boris. Wie alle rechten Populisten stilisierte sich dieser Spross der britischen Oberklasse – habituell ein typisches Produkt der Eliteschmieden Eton und Oxford – als Rebell, der die Sitten und Moral der britischen Elite verachtet und einen direkten Draht zum Mann und zur Frau auf der Straße pflegt.
Tatsächlich gelangen ihm spektakuläre Wahlsiege – vom Einzug ins Londoner Rathaus 2008 über den Sieg im Brexit-Referendum im Juni 2016, der ihn selbst völlig überraschte, bis zum Erdrutschsieg bei den Parlamentswahlen im Dezember 2019. Aber jetzt, nach knapp drei Jahren an der Macht geht die Ära Johnson zu Ende. Dem Land, das er aus der EU in eine angeblich goldene Zukunft geführt hat, hinterlässt er etliche Trümmerhaufen und eine völlig desorientierte Wählerschaft. Großbritannien ist heute ein verwirrtes und gespaltenes Land, das in eine große Wirtschaftskrise taumelt.