Bild: Nayib Bukele, Präsident von El Salvador, in San Luis de la Reina, 19.10.2023 (IMAGO / ZUMA Wire / Camilo Freedman)
Claudia Ortíz ist eine Salvadorianerin mit Zivilcourage: Präsident Nayib Bukele hatte sich am 4. Februar per X (ehemals Twitter) längst zum Wahlsieger erklärt und viele Gratulationen erhalten, da erinnerte die oppositionelle Anwältin und Abgeordnete daran, dass noch gar keine amtlichen Ergebnisse vorlägen. Doch ihr Protest verhallte, obwohl das Resultat der Wahl eine ganze Woche lang auf sich warten ließ. Die Auszählung der parallelen Parlamentswahlen dauerte sogar zwei Wochen: Die digitale Übertragung kollabierte und zahlreiche Wahlunterlagen verschwanden, bevor sie manuell ausgezählt werden konnten. Es gab unstimmige Wahlzettel und Wahllokale, in denen mehr Stimmen abgegeben wurden, als es Wähler gab. Vier stellvertretende Wahlrichter distanzierten sich angesichts dessen in Protestbriefen von dem unsauberen Prozess.
Derartige Unregelmäßigkeiten hatten in Bolivien 2019 und in Honduras 2017 zu harscher Kritik und der Intervention der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) geführt. In El Salvador bemängelte sie zwar zahlreiche Unregelmäßigkeiten – aber Bukeles Sieg anzuzweifeln, das schien angesichts seiner Popularität aussichtslos. 84,6 Prozent Zustimmung bescheinigte ihm schließlich das von seinen Anhängern kontrollierte Wahlgericht.
Das sind außergewöhnliche Zahlen in Lateinamerika, zumal für einen Amtsinhaber. Denn normalerweise sinkt deren Popularität angesichts der immensen Probleme rasch.