Ausgabe November 2024

Von der Kriegstüchtigkeit zur Gesamtverteidigung

Worum es in der Sicherheitsdebatte gehen sollte

Soldaten der Bundeswehr, 13.10.2017 (IMAGO / photothek)

Bild: Soldaten der Bundeswehr, 13.10.2017 (IMAGO / photothek)

Ukrainische Soldaten auf russischem Boden vor Kursk, aber Putins Truppen mit Geländegewinnen in der Ukraine und zugleich die USA vor der Präsidentenwahl und einer möglichen Rückkehr Donald Trumps: Diese hoch komplizierte globale Situation trifft auf eine bundespolitische Lage, die – lässt man die parteipolitischen Sottisen einmal beiseite –, mit dem Wort von der „Übergangsregierung“ (Omid Nouripour) analytisch durchaus treffend beschrieben ist. Denn der Begriff beschreibt einen Zustand, in dem sich – nach der 16-jährigen Merkel-Ära – eine jede (auch künftige) Bundesregierung befinden würde. Von keiner Koalition kann man erwarten, die Erblasten und den Ballast jahrzehntelanger Vernachlässigung öffentlicher Güter in einer Legislaturperiode mal schnell abzutragen. Hinzu kommt noch, dass sich die internationale Konstellation seit Beginn des russischen Aggressionskriegs gegen die Ukraine (im Jahr 2014, nicht erst 2022) dramatisch verändert hat. Nun stehen die europäische Sicherheit und ihr Ordnungsgefüge unter Druck. Sie sind mit einer imperialen und revisionistischen Macht konfrontiert, deren geopolitische Ambition weit über den ukrainischen Schauplatz ins osteuropäische Umland weist. Die Bundesregierung hat darauf entschlossen reagiert und eine „Zeitenwende“ ausgerufen. Inzwischen mehren sich die Zweifel, ob die aktuellen Vorgänge in der deutschen Sicherheits- und Militärpolitik damit noch zutreffend beschrieben sind.

»Blätter«-Ausgabe 11/2024

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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