Ausgabe Mai 2009

Monopoly-Kapitalismus - Reservat der Männlichkeit

In der Perspektive feministischer Patriarchatskritik reiht sich die ökonomische Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein in die lange Tradition der Metamorphosen patriarchaler Herrschaft. War im Kontext des Strukturwandels von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft noch vielfach erwartet worden, dass dies gerade Frauen und einem Abbau der Geschlechterhierarchien im Erwerbssektor zugute kommen würde, bewirkte die explosionsartige Expansion des Finanzsektors die gegenteilige Tendenz: So beanspruchte die Finanzökonomie mit einem weit überproportionalen Männeranteil nicht nur die Dominanz in der neuen Dienstleistungsökonomie, sondern auch einen unverhältnismäßig hohen Anteil am Gesamteinkommen. Parallel dazu gingen die Einkommen in den vorwiegend von Frauen besetzten Segmenten der Dienstleistungsökonomie erheblich zurück, bei gleichzeitiger Prekarisierung der Arbeitsbedingungen und -verhältnisse. Außerdem bewirkte der Siegeszug der Finanzökonomie einen deutlichen Macht- und Bedeutungsverlust der Politik an die Ökonomie und konterkarierte damit auch höchst wirkungsvoll die Zugewinne an Repräsentation und Partizipation, die sich Frauen mühsam in der politischen Sphäre errungen hatten.

Gleichzeitig kreierte das neue Leitsegment der Ökonomie mit dem cool-heroischen Investmentbanker auch eine neue Leitfigur des 21.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.