Ausgabe Januar 2014

Der große Postraub

Die Privatisierung der Bundespost und ihre Folgen

Anstatt sich durch überfüllte Kaufhäuser zu drängen, haben auch in diesem Jahr Millionen Bundesbürger ihre Weihnachtsgeschenke bequem bei Amazon & Co bestellt. Doch der Komfort hat seine Schattenseiten. Denn um das Versprechen der pünktlichen Lieferung auch in Stoßzeiten einhalten zu können, sorgen Versandhändler wie Amazon für ein ganzes Heer von Paketzustellern auf den Straßen. Gerade in der Vorweihnachtszeit stellen Paketdienstleister vor allem Mini-, Midi und Multijobber sowie Zeit- und Leiharbeiter ein – befristet. Nimmt die Zahl der Auslieferungen nach den Feiertagen wieder ab, endet meist auch deren Arbeitsverhältnis.

Der Paketdienst General Logistics System (GLS) arbeitet sogar ausschließlich mit Subunternehmern. Sie erhalten in der Regel zwischen 1,20 und 1,40 Euro pro Paket.[1] Am Ende kommen sie mitunter auf Stundenlöhne von weniger als vier Euro, weil GLS beispielsweise die „vorbereitende Arbeit“ früh am Morgen nicht bezahlt, in denen die Fahrer die Pakete aus den Depots holen, scannen und in die Wagen verladen.[2] GLS ist jedoch nicht das einzige der „Big Five“-Unternehmen auf dem Frachtpostmarkt, das die Löhne seiner Beschäftigten drückt. Auch die Konkurrenten DHL, UPS, DPD und Hermes delegieren ihre unternehmerische Verantwortung an Subunternehmer, deren Fahrer als Selbstständige Pakete zustellen.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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