Ausgabe März 2014

Ukraine: Protest ohne Projekt

Die Proteste in der Ukraine gehen bereits in den dritten Monat, und noch immer ist eine Lösung des Konflikts nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Auseinandersetzungen haben sich inzwischen auf fast alle Regionen und Landesteile ausgeweitet, immer neue brutale Übergriffe und Folterungen lassen das Land Schritt für Schritt näher an einen Bürgerkrieg rücken. Dabei kämpfen sowohl die Oppositionsbewegung als auch das Regierungslager mit harten Bandagen, die Gewalt aus beiden Lagern lässt den Konflikt immer weiter eskalieren. Inzwischen haben beide Seiten sogar Tote zu beklagen.[1]

Zwar scheint die Machtbasis von Präsident Wiktor Janukowitsch langsam zu bröckeln. In fast allen westlich von Kiew gelegenen Oblasten, den politischen Verwaltungseinheiten der Ukraine, halten Regierungsgegner Rathäuser und Gouverneursverwaltungen besetzt. Auch lebten alte Ideen von einer Föderalisierung der Ukraine oder gar Abspaltung westlicher Oblaste wieder auf.

Doch Präsident Janukowitsch spielt auf Zeit. Erst nach sehr langem Zögern eröffnete er mit den Vertretern der drei parlamentarischen Oppositionsparteien Gespräche. Sein Angebot an Arseni Jazenjuk von Julia Timoschenkos Partei „Vaterland“, Ministerpräsident in einer neuen Regierung zu werden, spricht zudem für das Vorhaben, die Opposition zu spalten.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Proletariat zum Pöbel: Das neue reaktionäre Subjekt

von Micha Brumlik

Gewiss, es waren keineswegs nur Mitglieder der US-amerikanischen weißen Arbeiterklasse, die Donald Trump an die Macht gebracht haben. Und doch waren es auch und nicht zuletzt eben jene Arbeiter und Arbeitslosen – und genau hier liegt das eigentliche Erschrecken für die Linke.