Ausgabe Oktober 2014

Klaus Johannis: 
Rumäniens »deutscher Retter«?

Vor 70 Jahren, am 23. August 1944, scherte das Königreich Rumänien aus Hitlers Kriegsallianz aus, wodurch für Stalins Armee der Weg auf den Balkan frei war. Jahrzehntelang war das Datum nationaler Feiertag, später galt es in der Bevölkerung eher als „Volksverrat“, da das Land nach dem Frontwechsel bis 1958 sowjetische Besatzungszone war und bis 1989 die wohl schlimmste Schreckensherrschaft Osteuropas.

Vor bald 25 Jahren, Ende 1989, stürzte und exekutierte Rumäniens opferreiche „Kinderrevolution“ den Diktator Nicolae Ceaușescu und brachte eine neue Führung an die Macht, die sich durch die nahezu uneingeschränkte Tilgung von Ceaus¸escus Terrorgesetzen zunächst gut einführte.[1] Doch die Schattenseiten zeigten sich bald: Am 22. Dezember 1989 hatte Ion Iliescu im neugebildeten „Rat der Nationalen Rettungsfront“ (FSN) die Führung übernommen. In postdiktatorischer Selbstherrlichkeit zimmerte er sich unter anderem eine neue Verfassung (vom 21. November 1991, novelliert 2003), die in Rumänien ein semipräsidentielles Regierungssystem nach französischem Muster etablierte, in dem Parteien wenig, Persönlichkeiten alles bedeuten.[2] Iliescu schien denn auch unerschütterlich, er war Präsident von 1989 bis 1996 und erneut von 2000 bis 2004.

Sie haben etwa 8% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 92% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema