Ausgabe September 2015

Die Revolution des Füreinander

Es gibt Bücher, die zunächst einmal deshalb beeindrucken, weil sie von höchster handwerklicher Qualität sind. Dies ist die Voraussetzung jeder guten Arbeit, auch der intellektuellen. Die Schrift „Care Revolution“ von Gabriele Winker ist von größter Klarheit, strikt folgerichtig aufgebaut, kennt keine Längen, schweift nicht ab, ist immer informativ. Hier hat sich endlich einmal wieder jemand die Mühe gemacht, geduldig Dinge zu Ende zu denken, soweit dies in Zeiten des Umbruchs überhaupt möglich ist.

Und der Gegenstand dieses beeindruckend konsequenten Nachdenkens ist so ungeheuer wichtig, dass es einen zweiten Grund gibt, das Buch zu lesen: Es geht um nichts weniger als den Übergang von einem Wirtschaftssystem, das auf die Herstellung von Dingen, eine Kultur des Haben-Wollens und die Verwertung von Kapital gegründet ist, zu einer ganz anderen Wirtschaft und Gesellschaft. Es geht um Revolution, um die Care Revolution. Vielleicht etwas zu nüchtern heißt es in dem Band: „Care Revolution ist eine politische Transformationsstrategie, die anknüpfend an die Erkenntnisse feministischer Politik die grundlegende Bedeutung der Sorgearbeit ins Zentrum stellt und darauf abzielt, das gesellschaftliche Zusammenleben ausgehend von menschlichen Bedürfnissen zu gestalten.

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In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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