Ausgabe August 2016

Voller Hass und ohne Plan: Ein Land im Schockzustand

Am 16. Juni wurde Jo Cox, die junge Labour-Abgeordnete für Batley and Spen, in West Yorkshire auf offener Straße, vor ihrem Wahlkreisbüro, von einem rechtsradikalen Europahasser angegriffen und ermordet. Für einen Moment schien es, als sei nach dem Schock dieses politischen Mordes der sprichwörtliche britische Bürgersinn und Alltagsverstand wiederhergestellt, als würde die aufgeheizte Stimmung in Großbritannien wieder ein wenig abkühlen.

Doch das war ein Irrtum. Der Wahlkampf wurde eineinhalb Tage lang unterbrochen, dann ging er im gleichen Ton weiter, befeuert mit monströsen Lügen und falschen Versprechen, die die Europafeinde ohne Unterlass in die Welt setzten – dank der Unterstützung der Revolverblätter der Medienmoguln mit Rupert Murdoch an der Spitze. Am 23. Juni stimmten dann 55 Prozent der Wähler im Bezirk Kirklees, zu dem Batley and Spen gehört, für den Austritt aus der EU. Die Brexiteers hatten gewonnen – Jo Cox, die vergeblich versucht hatte, den abgehängten Verlierern in den einst stolzen, jetzt verelendeten Industriestädtchen ihres Wahlkreises klarzumachen, wem sie ihr Elend zu verdanken haben und wem nicht, ist umsonst gestorben.

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema