Ausgabe Dezember 2016

Faschismus mit amerikanischem Antlitz?

Trumps Schatten über Amerika und der Welt

Es stimmt bitter, dass die Erbschaft Barack Obamas, der eine Versöhnung und Vermittlung der politischen Lager anstrebte,[1] nun durch die bürgerkriegsartige Polarisierung überschattet wird, die Donald Trump in den USA und weit über die Grenzen der Vereinigten Staaten hinaus betrieben hat. Er konnte dabei an die weit nach rechts führende Selbstradikalisierung der Republikaner anknüpfen, denen er gegen ihren erklärten Willen seine Kandidatur aufgezwungen hat. Dabei ging er über sämtliche weltanschaulichen Schulen des herkömmlichen Konservatismus hinaus – über die ultraliberalen Spielarten, die Corporate Business, den Freihandel und den Minimalstaat ins Zentrum rücken, über die sozialkonservativen Varianten, die Familienwerte, Patriotismus und Law & Order favorisieren sowie über die religiösen Schattierungen, die eine glaubensbasierte Innen- und Außenpolitik reklamieren und sich gegen Homosexuellenehe und Abtreibung auflehnen. Stattdessen hat sich Trump in dem Willen, die demographische Überlegenheit der weißen („kaukasischen“) „Rasse“ zu restaurieren, Elemente des europäischen Faschismus angeeignet, dessen völkisch-autoritäre Variante auch in der Alten Welt wieder auf dem Vormarsch ist.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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