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Sie sind nicht zu beneiden, die Experten, die Inhaber hoher internationaler Posten, die weißen Männer des Westens. Sozialisiert im Kalten Krieg, müssen sie miterleben, wie das Bündnis zwischen Europa und den USA wankt, das Systemdenken zerbricht, der Grund ihres Handelns ins Schwanken gerät. Das ist die These, die Charlotte Wiedemann in ihrem Buch „Der lange Abschied von der weißen Dominanz“ aufstellt. Und natürlich betrifft sie nicht nur Politikerinnen und Politiker, sondern uns alle. Wir brauchen Utopien, schreibt sie, denn: Wie die Zukunft aussieht und wer sie gestaltet, müsse global neu ausgehandelt werden, unter Zuhilfenahme von Wissen und Werten auch außerhalb des weißen Westens. Die von ihm geprägte Weltsicht komme an ihr Ende.
Die Journalistin Charlotte Wiedemann befasst sich seit langem mit den heißen Knotenpunkten, an denen transkulturelle Perspektiven oft ganz konkret aufeinandertreffen. In Afrika ist Mali ihr Schwerpunktland, sie ist eine intime Kennerin des Iran und muslimischer Diskurse, zuvor hat sie länger aus Südostasien berichtet. Im Gegensatz zu manch anderem Experten schreibt hier ein Mensch, der sich mit globalen Perspektivwechseln auskennt. „Weiße Dominanz zeigt sich im Verbrauch von Ressourcen, in Wirtschaftsmacht und Finanzströmen, in der Deutung von Konflikten, in der Geschichtsschreibung.