Ausgabe Januar 2019

Poroschenkos Ukraine: Die Wiederkehr des Patronagestaats

Im Alltag der ukrainischen Hauptstadt Kiew spürt man selten, dass nur wenige hundert Kilometer entfernt seit Jahren ein Krieg tobt. Doch in der Nacht des 25. November 2018 wurde die Bevölkerung jäh daran erinnert, wie groß die Gefahr noch immer ist. Im Asowschen Meer, vor der Küste der Krim, hatte das russische Militär drei ukrainische Marineboote angegriffen und beschlagnahmt. Erstmals seit Beginn des unerklärten Krieges hatten damit offizielle russische Truppen auf ukrainische Einheiten geschossen. 

Während noch in derselben Nacht wütende Demonstranten vor der russischen Botschaft in Kiew Reifen anzündeten, trat der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat zusammen. Die Sitzung wurde live im ukrainischen Fernsehen übertragen. Es war eine gespenstische Szenerie. Umringt von uniformierten Generälen warnte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko vor einer möglichen Invasion durch Russland. 

In den folgenden Tagen präsentierten sowohl die Ukraine als auch Russland unterschiedliche Versionen des Vorfalls. Sie argumentierten mit dem See- und dem Völkerrecht, um die jeweils andere Seite für die Eskalation verantwortlich zu machen. Wichtiger als diese rechtlichen Fragen sind jedoch die politischen Ziele auf beiden Seiten, die eine Verhärtung des Konflikts unausweichlich gemacht haben. 

Russland schützt im Asowschen Meer eine für über drei Mrd.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Vom Einsturz zum Aufbruch: Die Protestbewegung in Serbien

von Krsto Lazarević

Rund 110 000 Menschen füllen am 1. November die Fläche vor dem Hauptbahnhof in Novi Sad, um der Opfer zu gedenken, die ein Jahr zuvor unter dem einstürzenden Vordach starben. Für die seit Monaten Protestierenden steht der Einsturz nicht für ein bauliches, sondern für ein politisches und gesellschaftliches Versagen: ein sichtbares Symbol für Korruption und ein zunehmend autokratisches System.

Keine Tugend ohne Tatkraft

von Philipp Lepenies

2026 jährt sich die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten zum 250. Mal. Sie ist neben der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 das wohl wichtigste Dokument der politischen Moderne. Mit der Herrschaft von Donald Trump stellt sich die Frage, ob die Demokratie in den USA noch gesichert ist.