Ausgabe August 1990

Manfred Pahl-Rugenstein. Ein Nachruf

Der langjährige Verleger und Mitherausgeber unserer Zeitschrift, Manfred Pahl-Rugenstein, ist am 7. Juli 1990 in Berlin gestorben.

Manfred Pahl-Rugenstein, geboren am 29. April 1910 in Hamburg, absolvierte nach dem Abitur zunächst eine kaufmännische Ausbildung, um sich dann dem Studium der Kunstgeschichte zuzuwenden. Krieg und Faschismus waren seinem liberalen Wesen zutiefst zuwider. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den wenigen, die im zertrümmerten Berlin zu einer Weltbürgerbewegung aufriefen. Nationalismus und Nationalstaat sollten überwunden werden, an ihre Stelle eine universale, auf Vernunft begründete Weltgemeinschaft treten. Freiheit und Toleranz, Gleichheit und Geschwisterlichkeit, vor allem Abrüstung und konsequentes Friedensstreben sollten nationale Borniertheit und Kriege überwinden. Weltinnenpolitik war ihm der Weg in eine bessere Zeit. Unter dem Eindruck des fürchterlichen Völkermordens entstand damals immerhin die UNO als eine Art Weltgewissensorganisation, die aber ohne administrative Befugnisse blieb.

Weltstaats- und Friedensideen mußten damals an der Wucht des in Gang kommenden Kalten Krieges scheitern. Manfred Pahl-Rugenstein gehörte zu denen, die sich in der Ohne-mich-Bewegung, der Friedensbewegung der frühen 50er Jahre engagierten.

August 1990

Sie haben etwa 45% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 55% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo