Die gesellschaftliche Umwälzung in der DDR brachte auch die totale Diskreditierung des FDGB und seiner Gewerkschaften zum Vorschein. Vonnöten war eine demokratische Erneuerung und ein Neuaufbau gewerkschaftlicher Strukturen; ein Prozeß, der - von den DGB-Gewerkschaften gefördert - bis zum Jahresende zur Schaffung einheitlicher Gewerkschaften im gesamten Deutschland führen wird. Parallel dazu erfolgte der Neubeginn gewerkschaftlicher Tarifpolitik im Gebiet der (ehemaligen) DDR. Er vollzog sich vor dem Hintergrund ständiger, tiefgreifender Veränderungen der gewerkschaftspolitischen, rechtlichen und nicht zuletzt ökonomischen Rahmenbedingungen. Führten etwa bis März dieses Jahres die DDRGewerkschaften noch Verhandlungen mit den bis dahin zuständigen Ministerien, überwiegend zum Abschluß von Rationalisierungsschutzabkommen, begannen bald darauf die ersten Tarifrunden mit neugegründeten Arbeitgeberverbänden.
Die DDR-Gewerkschaften wurden dabei von Tarifexperten der DGB-Gewerkschaften unterstützt.