Die europäische Wende von 1990 und der Zusammenschluß von BRD und DDR machen es nicht nur für Deutschlands Nachbarn und Partner, sondern vor allem auch für uns Deutsche selbst unumgänglich, die Position Deutschlands in Europa und in der Welt zu überdenken. Eine breiter angelegte innerdeutsche Debatte hierüber steht bisher noch aus.
Doch sind bereits zwei Ersatzdiskussionen angelaufen: Über die Hauptstadtfrage und über den Einsatz von Bundeswehreinheiten außerhalb des NATO-Gebiets. Beide Fragestellungen sind auf Grundsätzliches und auf Weichenstellungen angelegt. In der Hauptstadtfrage ging und geht es letztlich auch um die Frage, ob Deutschland seinen Platz in Europa als (zumindest) drittmächtigster europäischer Nationalstaat versteht und folgerichtig von einer nationalen Metropole aus Großstaat-Politik betreiben will. Oder aber, ob es sich als Ausgangspunkt und Motor für ein künftig vielleicht mögliches, unter Hintansetzung des Nationalstaats zusammengeschlossenes Europa versteht, in dem der nationale Regierungssitz nur noch von technisch-funktionaler Bedeutung und sein geografischer Platz unerheblich ist.