Ausgabe Oktober 1991

Was wird aus den Kommunisten?

Kann man hinsichtlich der meisten Folgen des Putschversuchs vom 19. August 1991 sagen, daß sie auf eine Weiterführung von Gorbatschows Politik mit anderen Mitteln nämlich konsequenter, beschleunigt und rücksichtsloser - hinauslaufen, so gilt das nicht für die KPdSU. Die älteste kommunistische Partei ist ziemlich ruhmlos von der politischen Bühne abgetreten. Die unmittelbare Beteiligung von Führungsmitgliedern am Putsch, die zumindest abwartende, vielfach offen unterstützende Haltung des Parteiapparates boten der Koalition um Jelzin den seit langem gesuchten Anlaß zum faktischen Verbot der Partei. Die Konzeption Gorbatschows, die KPdSU schrittweise in eine Parlamentspartei sozialdemokratischen Typs zu verwandeln, die sich z.B. in dem kürzlich veröffentlichten Programmentwurf abzeichnete, ist damit gegenstandslos geworden. Mit vielleicht wenigen Ausnahmen wie in Kasachstan wird den kommunistischen Parteien bzw. ihren Nachfolgern ähnlich wie in Osteuropa die Rolle stark geschrumpfter, unter erheblichem Druck stehender Oppositionsparteien zufallen. Der Leningrader Parteisekretär Gidaspow rechnet mit einem Mitgliederverlust von mindestens 80%, was in der Größenordnung den osteuropäischen und ostdeutschen Erfahrungen entspricht.

Oktober 1991

Sie haben etwa 14% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 86% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema