Kann man hinsichtlich der meisten Folgen des Putschversuchs vom 19. August 1991 sagen, daß sie auf eine Weiterführung von Gorbatschows Politik mit anderen Mitteln nämlich konsequenter, beschleunigt und rücksichtsloser - hinauslaufen, so gilt das nicht für die KPdSU. Die älteste kommunistische Partei ist ziemlich ruhmlos von der politischen Bühne abgetreten. Die unmittelbare Beteiligung von Führungsmitgliedern am Putsch, die zumindest abwartende, vielfach offen unterstützende Haltung des Parteiapparates boten der Koalition um Jelzin den seit langem gesuchten Anlaß zum faktischen Verbot der Partei. Die Konzeption Gorbatschows, die KPdSU schrittweise in eine Parlamentspartei sozialdemokratischen Typs zu verwandeln, die sich z.B. in dem kürzlich veröffentlichten Programmentwurf abzeichnete, ist damit gegenstandslos geworden. Mit vielleicht wenigen Ausnahmen wie in Kasachstan wird den kommunistischen Parteien bzw. ihren Nachfolgern ähnlich wie in Osteuropa die Rolle stark geschrumpfter, unter erheblichem Druck stehender Oppositionsparteien zufallen. Der Leningrader Parteisekretär Gidaspow rechnet mit einem Mitgliederverlust von mindestens 80%, was in der Größenordnung den osteuropäischen und ostdeutschen Erfahrungen entspricht.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.