Ausgabe November 1992

Ein verlorenes Jahrzehnt für Afrika?

Die 80er Jahre als Etappe der Weltmarktintegration

Der noch bis zu Beginn der 80er Jahre herrschende "Entwicklungs"Optimismus ist, was Afrika angeht, in den 90ern so gut wie vollständig verschwunden. Die Rede ist fast nur noch vom "Abschreibungsprojekt Afrika", vom "Kontinent am Tropf der Entwicklungshilfe", vom für den ganzen Erdteil "verlorenen Jahrzehnt". Wenn man verstehen will, was mit Afrika in den letzten zehn Jahren passiert ist, geht es aber nicht an, diese Phase isoliert zu betrachten. Zu einer angemessenen Interpretation werden wir nur dann kommen können, wenn es gelingt, sie in dem Gesamtprozeß der Einbeziehung Afrikas in die Weltwirtschaft zu verorten - und das ist es, was ich versuchen möchte. Einen vorläufigen Ausgangspunkt für diese Verortung soll Immanuel Wallerstein liefern, der einen berühmt gewordenen Aufsatz über die "Drei Stadien der Einbeziehung Afrikas in die Weltwirtschaft" geschrieben hat (Wallerstein 1976).

Das erste dieser Stadien ist das des "Informal Empire" und dauert von etwa 1750 bis etwa 1900, das zweite das der formellen Kolonialherrschaft von etwa 1900 bis (je nachdem) 1965 oder 1975, das dritte ist die Zeit der formellen Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten im Rahmen des modernen Weltsystems. Einige Autoren wollen mit den 80er Jahren schon wieder ein neues Stadium beginnen lassen, eines der Rekolonisierung oder des Neo-Imperialismus (d.

November 1992

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