Ausgabe Oktober 1992

Sinnliches, sinnig

Das Heft ist großformatig und hochglanzkaschiert, die Seiten sind kartonartig fest, wenn man sie aufschlägt, um zu lesen, knistert die Klebebindung gefährlich. Es ist eine Zeitschrift - wie sie heißt, sieht, wer sie nicht kennt, erst auf den zweiten Blick: Blimp.

Dem ersten Blick begegnen graphische Arrangements, in denen photographische Elemente von typographischen überlagert werden: ein Boxer kurz nach dem K.O. des Gegners, abstrakte Figurationen, die aus dem Rorschach-Test stammen könnten und dann doch Umrisse eines Frauenleibs annehmen. Zerstreut, immer noch auf dem Titelblatt, Schlagworte oder Eigennamen, die die Themenschwerpunkte anzeigen. Es ist eine Filmzeitschrift, herausgegeben von der Grazer Filmwerkstatt (englisch Film Manu Factory), aus der österreichischen Provinz sich also an die Welt wendend. "Blimp" ist ein filmtechnischer Fachausdruck und bezeichnet eine dicke Ummantelung der Kamera aus lärmdämmendem Material.

Für die Zeitschrift scheint er auf subtile Weise zuzutreffen: um zu den Artikeln durchzudringen, muß man sich durch ein dichtes Geflecht von Layout-Spielereien kämpfen: Extrem kleine Buchstaben mit extrem großem Zeilenabstand - der Platz wäre da, um lesbar zu drucken.

Oktober 1992

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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