Ausgabe September 1992

Agonie oder Antizipation der Einen Welt?

Springquell des Reichtums oder Sozialfall? Der Süden in der Weltwirtschaft

Die Rede von der „Einen Welt" hat vor allem deren enge ökologische Verflechtung im Auge - die Erde ist nun mal ein ökologisches System. Auch ökonomisch scheinen die Verflechtungen eng geworden zu sein - dies allerdings in einer durchaus einseitigen Weise. Gäbe es auf ökonomischem Gebiet eine wirkliche Interdependenz, so würden die „Großen Sieben" (die G7) nicht unter sich bleiben können: „Der Verbund ist höchst asymmetrisch und schief." (Südkommission, 1991, S. 30)

Aber auch die Auffassung, die Welt sei (nunmehr) zweigeteilt, ist zu hinterfragen: Heute ist die Vorstellung von einer Dritten Welt als handelndem Subjekt problematischer denn je. Weniger deshalb, weil die „Zweite Welt" verschwunden ist. Der Begriff „Dritte Welt" lehnt sich an den des „Dritten Stands" der französischen Revolution an und geht von einem Grundbestand gemeinsamer Interessen der Mitglieder aus. Die ökonomische Situation der Entwicklungsländer aber hat sich weiter differenziert, nur noch selten können sich die „Blockfreien" auf gemeinsame Positionen verständigen.

September 1992

Sie haben etwa 21% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 79% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo