Ausgabe Dezember 1993

Chinas Marsch in die Industrialisierung: Gefahr für das Weltklima?

"Reich zu werden, ist ruhmreich." Deng Xiaping

Die dynamische Wirtschaftsentwicklung der Volksrepublik China versetzt die westliche Welt seit geraumer Zeit in ungläubiges Staunen. Während die Ökonomien der OECD-Länder stagnieren oder gar schrumpfen, vermeldet Peking zum wiederholten Male zweistellige Wachstumsraten. Wirtschaftsexperten wie Ex-Kanzler Schmidt oder der Chefökonom der Deutschen Bank, Walter, empfehlen gar, Deutschland solle von China und seinen noch agileren Nachbarn lernen, um am Weltmarkt bestehen zu können. Nordamerikanische, europäische und japanische Großunternehmen sehen das "Entwicklungsland China" vor allem als potentiellen Absatzmarkt, der gute Geschäfte verspricht. Im Jahr 2010, so Schätzungen der Weltbank, wird die Volksrepublik China die USA als wirtschaftskräftigste Nation der Welt ablösen.

Betrachtet man die Volksrepublik, Taiwan und Hongkong als Einheit, wofür auf Grund der wirtschaftlichen Verflechtungen einiges spricht, steht das Erklimmen des Spitzenplatzes der Weltwirtschaft durch "Greater China" schon zur Jahrtausendwende an. Auf diesem absatzträchtigen Markt nicht präsent zu sein, will sich offenbar kein westlicher Industriestaat leisten. Daran ändern Menschenrechtsverletzungen wie das Massaker am "Platz des himmlischen Friedens" nur vorübergehend etwas.

Dezember 1993

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.

Vom kleinen zum großen Bruder

von Ulrich Menzel

Wenige Tage vor der Winterolympiade 2022 in China reiste Wladimir Putin zu einem Gipfeltreffen mit Staatschef Xi Jingping nach Peking, um Rückendeckung für die geplante Invasion der Ukraine zu bekommen, die er nur drei Wochen später beginnen sollte. Am 4. Februar 2022 verkündeten Putin und Xi in einer gemeinsamen Erklärung die „grenzenlose Freundschaft“ ihrer beiden Länder in der Auseinandersetzung mit dem „absteigenden Westen“.