Ausgabe Januar 1993

Die slowakische Frage

Ein Gespräch

Die Zukunft der Slowakei und die Facetten des tschechoslowakischen Trennungsprozesses stehen im Mittelpunkt des Dreiergesprächs, das die Publizistin Alena Wagnerova  für die "Blätter" mit Martin Butora und Peter Zajac in Saarbrücken führte. Martin Butora ist Soziologe und Publizist, war seit 1990 Berater des Präsidenten Vaclav Havel und unterrichtet jetzt an der Karls-Universität in Prag. Peter Zajac ist Literaturwissenschaftler und Publizist und zur Zeit Direktor des Instituts für slowakische Literatur an der Akademie der Wissenschaften in Bratislava. Beide gehören zu den Mitbegründern der Bewegung "Verejnost proti n sil¡" ("Öffentlichkeit gegen Gewalt"). D. Red.

Alena Wagnerova: In den Diskussionen über die Ursachen des Zerfalls der Tschechoslowakei wird oft die Parallele zwischen der Situation der Tschechen im Jahre 1918 und der Slowaken heute gezogen. Das heißt, ein bestimmter kultureller, ökonomischer und politischer Entwicklungsstand eines Volkes zieht automatisch den Wunsch nach eigener Staatlichkeit nach sich. Diese Entwicklungsstufe ihrer nationalen Emanzipation haben die Tschechen 1918, die Slowaken jetzt erreicht. Ihr Wunsch nach der Souveränität ist logisch.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Warnungen aus Weimar

von Daniel Ziblatt

Autokraten sind vielerorts auf dem Vormarsch. Ihre Machtübernahme ist aber keineswegs zwangsläufig. Gerade der Blick auf die Weimarer Republik zeigt: Oft ist es das taktische Kalkül der alten Eliten, das die Antidemokraten an die Macht bringt.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.