Innere Krise und äußere Orientierungslosigkeit als Erbe des Thatcherismus
Was mag wohl der britische Premier John Major gedacht haben, als Königin Elisabeth II. anläßlich eines ihr zu Ehren gegebenen Empfangs in der Londoner Guildhall Ende November eine Bilanz des ausgehenden Jahres zog und resümierte, 1992 habe sich für sie zu einem "annus horribilis" 1) entwickelt.
Noch vor weniger als einem Jahr galt Major nicht nur in den Reihen der britischen Konservativen als Hoffnungsträger, als Mann der Zukunft, der Großbritannien aus der längsten und schwersten Rezession seit über 60 Jahren führen würde. Selbst erhebliche Teile der potentiellen Labour-Wählerschaft hatten bei den Unterhauswahlen im vergangenen April auf den Tory-Aufsteiger, der gern die klassenlose Gesellschaft propagierte, gesetzt und damit dem allenthalben mit dem Stigma des Opportunisten behafteten Neill Kinnock die Übernahme der Regierungsverantwortung ein weiteres (und damit letztes) Mal verwehrt. Mittlerweile sind jedoch die ambitiösen Ansprüche Majors längst verhallt. Statt dessen stehen eher Strategien zur Schadensbegrenzung und Vermeidung weiterer Gesichtsverluste auf der politischen Agenda.