Ein Beitrag zum wissenschaftspolitischen Programm der GEW
1. Gewerkschaft in der veränderten Demokratie
Die Gewerkschaften haben nach 1945 einen komplizierten Prozeß der Integration in das herrschende Wirtschafts- und Sozialsystem durchgemacht, der sie zugleich zu einer akzeptierten kritischen Instanz und zu einem selbst an der Machtausübung beteiligten Element dieser Herrschaft werden ließ. Für sie gilt, was Pascal Bruckner für die Demokratie in den letzten Jahren allgemein - zu allgemein - konstatiert: "Letztlich ist es unwesentlich, ob diese Staatsform im Namen einer organischen Vision des Gesellschaftskörpers oder einer unnachgiebigen Auffassung von Gerechtigkeit herabgewürdigt wird. Für die einen wie die anderen ist sie mittelmäßig und schädlich zugleich. Indem sie mit ein und derselben Geste zur Befreiung und zum Gehorsam aufruft, geht sie daran, alle beide zu verfehlen und die Bürger - unter Beibehaltung der Ungleichheiten - aufzusplittern." (P. Bruckner. Die demokratische Melancholie, Hamburg 1991, S. 16) Der Prozeß ist in Barbara Kehms Dissertation "Zwischen Anpassung und Integration" (Opladen 1990) hinreichend deutlich beschrieben worden. Ihrer Ableitung schließe ich mich weitgehend an.