Ausgabe Mai 1993

Das Verhältnis der Gewerkschaften zur staatlichen Hochschulpolitik

Ein Beitrag zum wissenschaftspolitischen Programm der GEW

1. Gewerkschaft in der veränderten Demokratie

Die Gewerkschaften haben nach 1945 einen komplizierten Prozeß der Integration in das herrschende Wirtschafts- und Sozialsystem durchgemacht, der sie zugleich zu einer akzeptierten kritischen Instanz und zu einem selbst an der Machtausübung beteiligten Element dieser Herrschaft werden ließ. Für sie gilt, was Pascal Bruckner für die Demokratie in den letzten Jahren allgemein - zu allgemein - konstatiert: "Letztlich ist es unwesentlich, ob diese Staatsform im Namen einer organischen Vision des Gesellschaftskörpers oder einer unnachgiebigen Auffassung von Gerechtigkeit herabgewürdigt wird. Für die einen wie die anderen ist sie mittelmäßig und schädlich zugleich. Indem sie mit ein und derselben Geste zur Befreiung und zum Gehorsam aufruft, geht sie daran, alle beide zu verfehlen und die Bürger - unter Beibehaltung der Ungleichheiten - aufzusplittern." (P. Bruckner. Die demokratische Melancholie, Hamburg 1991, S. 16) Der Prozeß ist in Barbara Kehms Dissertation "Zwischen Anpassung und Integration" (Opladen 1990) hinreichend deutlich beschrieben worden. Ihrer Ableitung schließe ich mich weitgehend an.

Mai 1993

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.