Im vergangenen Winter saß ich in der Eisenbahn mit Ziel Paris. Mitten in Lothringen hielt der Zug in einem für mich bis dahin unbedeutenden Ort. Und er hielt länger als gewohnt. Nach etwa 15 Minuten sprach der Fahrdienstleiter durch den Lautsprecher, daß der Eurocity nach Paris in Bar-le-Duc mindestens eine Stunde Aufenthalt habe. "Unvorhergesehener Stop" lautete die zunächst wenig aussagekräftige Information. Minuten später entstand Lärm auf dem Gang meines Wagens. Ein Trupp von Kohle- und Stahlarbeitern, mit Schutzhelmen und Berufskleidung bewehrt, zog durch die Waggons und verteilte Flugblätter. "Lothringen - was wird aus deinen Industrien?" fragten die Mineurs die Pariser Regierung. Sie klagten die ferne sozialistische Staatsführung an, 60 000 Arbeitsplätze in der Eisen- und Stahlindustrie und weitere 11 000 im Kohlesektor vernichten zu wollen.
Nachdem man hier in Lothringen nach der verheerenden Kriegszeit für ein halbes Jahrhundert die Speerspitze (fer de lance) des wirtschaftlichen Wiederaufstieges gewesen sei, würden die Basisindustrien heute ohne Rücksicht auf Verluste vernichtet.