Ausgabe Februar 1994

Schirinowskij oder Die geschockten Schocker

Ein Mann macht seit dem 12. Dezember 1993, seit seinem spektakulären Wahlerfolg, international Schlagzeilen-Wladimir Shirinowskij, Chef der Liberaldemokratischen Partei Rußlands. Seine Worte, vor zwei Jahren noch belächelt, werden nun ernst genommen und permanent zitiert. Immerhin hat jeder vierte aktive Wahlbürger Rußlands seine Stimme diesem Politiker gegeben. Er beschäftigt die internationale Politik und kann auf diese Weise seinem innerrussischen Wahlerfolg noch einen Erfolg auf dem internationalen Parkett hinzugesellen.

Denn Erfolg mißt sich für diesen populistischen und offen rassistischen Politiker an der schlichten Aufmerksamkeit in den Medien, die über ihn als neuen russischen Schocker berichten. Dieses Medieninteresse bildet gegenwärtig eine Grundlage für den Einstieg Shirinowskijs in die russischen Machtetagen. Sein Erfolg hat für die innerrussischen und für internationale Entwicklungen in der Tat immense Bedeutung, da unterschiedliche politische Akteure denselben für ihre Zwecke zu nutzen wissen.

Februar 1994

Sie haben etwa 43% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 57% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo