Ausgabe Mai 1994

Notlösungen mit Zukunft

Die Renaissance der Arbeitszeitverkürzung

Ein schon totgeglaubter Gedanke ist zu neuem Leben erwacht: die Arbeitszeitverkürzung. Noch im Spätherbst 1993 war Kanzler Kohl drauf und dran, mit seinem Vorstoß zur Reduzierung der Öffnungszeiten des "Freizeitparks Deutschland" die Meinungsführerschaft zu erringen. Eine Mehrheit in den Arbeitgeberverbänden insbesondere der Metallindustrie - hatte zu einer "Reconquista in der Tarifpolitik" 1) angesetzt. Das erste kräftige Signal in die entgegengesetzte Richtung kam aus Wolfsburg. Mit der im Dezember 1993 abgeschlossenen Vereinbarung der 28,8-Stunden-Woche und weiterer arbeitszeitverkürzender Maßnahmen werden die drohenden katastrophalen Auswirkungen des Nachfragerückgangs und des durchgreifenden Rationalisierungsprogramms auf den Beschäftigungsstand in diesem Unternehmen gedämpft. Zur gleichen Zeit wurden eine Reihe weiterer Verträge auf betrieblicher bzw. Unternehmensebene abgeschlossen, die sich in vielen wichtigen Details vom VW-Modell unterscheiden, jedoch auf einem ähnlichen Grundgedanken aufbauen. Vorreiter waren Unternehmen der Metallindustrie wie Mercedes-Benz, aber auch der Ruhrbergbau.

Mai 1994

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.