Die Renaissance der Arbeitszeitverkürzung
Ein schon totgeglaubter Gedanke ist zu neuem Leben erwacht: die Arbeitszeitverkürzung. Noch im Spätherbst 1993 war Kanzler Kohl drauf und dran, mit seinem Vorstoß zur Reduzierung der Öffnungszeiten des "Freizeitparks Deutschland" die Meinungsführerschaft zu erringen. Eine Mehrheit in den Arbeitgeberverbänden insbesondere der Metallindustrie - hatte zu einer "Reconquista in der Tarifpolitik" 1) angesetzt. Das erste kräftige Signal in die entgegengesetzte Richtung kam aus Wolfsburg. Mit der im Dezember 1993 abgeschlossenen Vereinbarung der 28,8-Stunden-Woche und weiterer arbeitszeitverkürzender Maßnahmen werden die drohenden katastrophalen Auswirkungen des Nachfragerückgangs und des durchgreifenden Rationalisierungsprogramms auf den Beschäftigungsstand in diesem Unternehmen gedämpft. Zur gleichen Zeit wurden eine Reihe weiterer Verträge auf betrieblicher bzw. Unternehmensebene abgeschlossen, die sich in vielen wichtigen Details vom VW-Modell unterscheiden, jedoch auf einem ähnlichen Grundgedanken aufbauen. Vorreiter waren Unternehmen der Metallindustrie wie Mercedes-Benz, aber auch der Ruhrbergbau.