Globale Umweltpolitik im Schatten des Entwicklungsdenkens
Wie in Papiertunneln fühlte man sich bis vor kurzem in den Gängen der U-Bahn in Tokio. Über und über waren da die Wände mit großflächigen Werbeplakaten zugepflastert, Woche für Woche eine andere Schicht von Bildern und Botschaften. Den Holzmangel Japans vor Augen, beschlossen die Stadtväter, dieser Papierverschwendung ein Ende zu setzen: Im Namen des Umweltschutzes wurden überall auf Bahnsteigen und in Waggons Bildschirmgeräte aufgehängt, die jetzt das Publikum ohne Unterlaß mit Werbebotschaften bombardieren. Papier gespart – Problem gelöst?
Die Anekdote illustriert ganz hübsch jene Art von Umweltengagement, die wohl den meisten Delegierten für die Konferenz der Vereinten Nationen zu Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro insgeheim vorschwebte. Um das Ergebnis von UNCED auf eine Formel zu bringen: die Regierungen der Welt haben sich zwar aufgerafft, die Krise der Umwelt anzuerkennen, aber gleichzeitig darauf bestanden, Entwicklung weiterzutreiben. Die meisten Kontroversen hatten ja damit zu tun, daß irgendjemand glaubte, auf sein „Recht auf Entwicklung" pochen zu müssen: Malaysias Widerstand gegen die Walderklärung oder Saudiarabiens Versuch, die Klimakonvention zu sabotieren, schlugen da diesselbe Taste an wie die schneidende Erklärung von Präsident Bush, daß der Lebensstil der USA nicht zur Diskussion stünde.