"Wahlkampfparolen wie biblische Heilsverheißungen: Der Wechsel sei nötig, möglich, gut für das Land und nahe das wollen Verheugen und Scharping in den kommenden Wochen verkünden." Und darüber mokiert sich die "Frankfurter Allgemeine" in einem Bildtext zum SPD-Wahlkampfauftakt. (FAZ, 10.8.1994) Symptom des geistigen Klimas, in dem die Kampagne 1994 stattfindet: Nach fünf Jahren "Revolution", "Epochenbruch", "Ende der Geschichte" oder "Tod der Utopie" erscheint hier das kleine 1x1 der parlamentarischen Demokratie, der Machtwechsel und die Aufgabe der Opposition, ihn zu betreiben, als utopischer, quasireligiöser Extremismus...
Eine wählerverachtende Kampagne
Ärgernis 1: Der eigentliche Skandal dieses Wahljahres - ein seit 12 Jahren amtierender Bundeskanzler läßt das Land ersichtlich in eine beschäftigungspolitische Katastrophe treiben, aber die Opposition zeigt sich nicht einmal fähig, dies wirklich zu thematisieren.