Seit der Amtseinführung von Präsident Ernesto Samper Pizano am 7. August 1994 vollzieht sich in Kolumbien offenbar ein deutlicher Wechsel in zentralen Elementen der Politik. Unter dem Titel "Der soziale Sprung" betreibt Samper die Abkehr vom ungebremsten Neoliberalismus seines Vorgängers Gaviria hin zu einer neuen sozialen Verantwortung des Staates. Das lateinamerikanische Land scheint ein neues Modell der Entwicklung auf der Basis von mehr "Gerechtigkeit" erproben zu wollen.
Das "Soziale Netz der Solidarität"
Fast die Hälfte der rund 35 Millionen Kolumbianer ist arm. Für die rund 12 Millionen der Ärmsten unter den Armen schafft die Regierung Samper nun das "Soziale Netz der Solidarität". Arme Familien erhalten Sozialhilfe in Form von Lebensmittelgutscheinen für jedes Familienmitglied, Zuschüsse für Schulmaterialen sowie für Strom und Wasser. Empfänger sind zu 80% Frauen, die allein für sich und ihre Kinder das Überleben organisieren müssen. Vorgesehen ist für diese Familien auch die kostenlose Gewährung medizinischer Grundversorgung in den lokalen Kliniken. Im Rahmen der neuen obligatorischen Sozialversicherung (Krankheit und Rente) müssen Arbeitgeber und die Pflichtversicherten dafür solidarisch 1% vom Lohn aufbringen.