Das Ergebnis des vielbeschworenen "Superwahljahrs" 1994 ist von nachhaltiger Banalität, desgleichen der frühjährliche hessische Nachschlag. Alles bleibt, ein wenig oszillierend, wie es war. Das aber ist das Schreckliche. Diese allgemeine Angst vor Experimenten, in den Wahlresultaten erkenntlich, beweist, trotz oder gerade wegen der Zeiten ungeheuren Bruchs, eine fragwürdige Kontinuität. Fast wie zu Adenauers Zeiten lautet die Erfolgsformel: "Keine Experimente!" Deswegen hat man bundesdeutsch nach 1949 die Demokratie und ihre demokratisierenden - Voraussetzungen nicht allzu sehr bemüht.
Deswegen versuchte man, die Tür zur Nachkriegszeit so rasch wie möglich zuzuschlagen. 1989/90 ist dies dann vermeintlich endlich gelungen. Das Schreckliche an der Scheu, Neues zu wagen, ist die Kontinuität der Situationsverfehlung. Politik nun, durch das "Volksvotum" erneut bestätigt, ein Palladium der Einfallslosigkeit.
Die Mitte als Magnet
Den Zyklen der rasch veränderlichen und doch so gleichbleibenden Winter- und Frühjahrsmode gemäß, ist das Wort von der "Politikverdrossenheit" verschwunden. Die gefürchteten Republikaner haben selbst in Bayern bewiesen, daß sie nur die Schaumkrone der politischen Normalität darstellen.