Bringen wir es sofort auf den Punkt: die stärkste Opposition gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Italien ist der Eigentümer der Fininvest-Holding Silvio Berlusconi. Der erste wird über den zweiten stolpern oder stürzen; bleibt die Frage nach dem genauen Zeitpunkt. Die meisten politischen Akteure hinter den Kulissen hoffen oder tippen auf einen Monat mit einstelliger Zahl im Jahr 1995. Mit der Möglichkeit, daß Berlusconi die Legislaturperiode, die noch nicht einmal ein Jahr alt ist, übersteht, rechnet niemand. Außer - und dies muß den Optimisten unter seinen politischen Gegnern und den Pessimisten in seiner eigenen Partei Forza Italia gesagt werden - Berlusconi vollbringt ein "neues italienisches Wunder". Gängigerweise wird angenommen, Berlusconi sei geschwächt, weil er als Ministerpräsident ein unpopuläres Regierungsprogramm - besonders was den Haushaltsentwurf mit seinen massiven Kürzungen im Sozialetat betrifft - zu vertreten und zu verantworten habe, wovon seine Koalitionspartner, allen voran der Sekretär der faschistischen Partei MSI und Koordinator der Alleanza Nazionale, Gianfranco Fini, profitieren.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.