Bringen wir es sofort auf den Punkt: die stärkste Opposition gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi in Italien ist der Eigentümer der Fininvest-Holding Silvio Berlusconi. Der erste wird über den zweiten stolpern oder stürzen; bleibt die Frage nach dem genauen Zeitpunkt. Die meisten politischen Akteure hinter den Kulissen hoffen oder tippen auf einen Monat mit einstelliger Zahl im Jahr 1995. Mit der Möglichkeit, daß Berlusconi die Legislaturperiode, die noch nicht einmal ein Jahr alt ist, übersteht, rechnet niemand. Außer - und dies muß den Optimisten unter seinen politischen Gegnern und den Pessimisten in seiner eigenen Partei Forza Italia gesagt werden - Berlusconi vollbringt ein "neues italienisches Wunder". Gängigerweise wird angenommen, Berlusconi sei geschwächt, weil er als Ministerpräsident ein unpopuläres Regierungsprogramm - besonders was den Haushaltsentwurf mit seinen massiven Kürzungen im Sozialetat betrifft - zu vertreten und zu verantworten habe, wovon seine Koalitionspartner, allen voran der Sekretär der faschistischen Partei MSI und Koordinator der Alleanza Nazionale, Gianfranco Fini, profitieren.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.