Ausgabe Januar 1995

Zwangsbeschäftigung

Negativsteuer, Bürgergeld und die Folgen

Nach der Bundestagswahl ist der Blick auf die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wieder klarer geworden. Zwar hat sich der Aufschwung stabilisiert, doch geht dieser an der Arbeitsmarktlage weitgehend vorbei. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung auf einem Niveau von sechs bis sieben Millionen fehlenden Arbeitsplätzen in Deutschland werden nicht nur das Jahr 1995 prägen. Die Prognosen stimmen darin überein, daß die Arbeitsmarktkrise bis weit über die Jahrtausendwende anhalten wird. Dies heißt vor allem, daß die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die schon derzeit bei rund einem Drittel (knapp 1,2 Millionen im September 1994) liegt, immer stärker anwächst. Wachsende Empfängerzahlen von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, zunehmende Belastungen der Haushalte von Bundesanstalt für Arbeit (BfA), Bund und Kommunen sind die Folge. Massen- und Langzeitarbeitslosigkeit, Armut und Ausgrenzung fallen zusammen mit der Finanzkrise der öffentlichen Haushalte und überlagern sich. Wer in einer solcherart diagnostizierten Situation mit Konzepten aufwartet, die vermeintlich als Schlüssel zur Lösung gleich einer ganzen Reihe von Problemen dienen, der kann sich breitester öffentlicher Aufmerksamkeit und Zustimmung gewiß sein.

1.

Januar 1995

Sie haben etwa 3% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 97% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.