Anfang des Jahres wurde die amerikanische Nation Zeuge, wie die von der Smithsonian Institution geplante Enola Gay-Ausstellung ein gewaltiges Medienecho hervorrief. Und zum 50. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima am 6. August 1945 werden die Amerikaner erneut einem Sperrfeuer der Zeitungen und des Fernsehens ausgesetzt sein. Jeder ernsthafte Versuch zu verstehen, warum die Geschichte der Atombombe noch immer solch heftige Gefühle hervorruft, muß sich zwei entscheidenden Tatsachen stellen: Erstens wächst rapide die Diskrepanz zwischen dem, was die wissenschaftliche Expertengemeinde inzwischen weiß, und dem, was die Öffentlichkeit glaubt.
Zweitens haben die wissenschaftlichen Untersuchungen zunehmend die diskutierten Fragen verengt und so einige der wirklich kontroversen Punkte der historischen Debatte verschärft. Nehmen wir die folgende Einschätzung: "Eine sorgfältige wissenschaftliche Auswertung der in den letzten Jahren öffentlich gemachten Unterlagen und Manuskripte hat entscheidend unser Verständnis für die Beweggründe gefördert, warum die Regierung Truman Atomwaffen gegen Japan eingesetzt hat. Über einige Themen sind die Experten noch uneins, aber entscheidende Fragen sind beantwortet. Die einmütige Meinung der Wissenschaftler lautet, daß die Bombe nicht notwendig war, um eine Invasion Japans zu vermeiden...