Ausgabe Juli 1995

Multimedia und die Angst vor dem Ende der Arbeit

Massive Wellen neuer Technologien waren stets von Argwohn und Mißtrauen der Menschen begleitet. Denken wir an das Aufkommen der Eisenbahn und die Verbreitung von Dampfmaschinen und Kraftstoffmotoren im 19. Jahrhundert, oder an die Einführung und Verbreitung von Massenfertigung und Fließband in den frühen Jahrzehnten dieses Jahrhunderts.

Noch in frischer Erinnerung ist das allmähliche Umsichgreifen der elektronischen Datenverarbeitung und das Eindringen der Computertechnologie in die Fabriken und Verwaltungen, welches bis heute anhält. Optimistische Einstellungen gegenüber der technologischen Entwicklung überwogen in der Regel in Zeiten kräftigen Wirtschaftswachstums und leergefegter Arbeitsmärkte, so zum Beispiel in den 50er und 60er Jahren in Westeuropa, als der außerordentliche Anstieg der Arbeitsproduktivität durch das exorbitante Wachstum der Güter- und Dienstleistungsproduktion noch übertrumpft wurde. Von einer solchen Situation kann man heute allenfalls träumen, sie entspricht nicht der Realität der Gegenwart und der jüngeren Vergangenheit. "Multimedia" und "Datenautobahnen" treten auf den Plan in einer Zeit hoher und verfestigter Massenarbeitslosigkeit, nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit.

Juli 1995

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