Eine Vorbemerkung
Ein amerikanischer Versuch
Von John B. Judis und Michael Lind Die Lage wird übersichtlich. Die "Neue Unübersichtlichkeit" ist gealtert. Sehr allmählich und abseits des ideologischen Feldgeschreis, das den Untergang des bürokratischen und despotischen Staatssozialismus begleitet hat, klären sich - zwar noch nicht die politischen Fronten, wohl aber - die gesellschaftlichen Konfliktlagen in den fortgeschrittenen, kapitalistisch strukturierten und parlamentarisch verfaßten Dienstleistungs- und Industriegesellschalten des Westens. Mit John Judis' und Michael Linds unaufgeregtem Plädoyer für einen Neuen Nationalismus *) liegt eine von US-amerikanischen Verhältnissen inspirierte Analyse vor, deren Wahrheitsgehalt die jüngsten französischen Präsidentschaftswahlen eindrucksvoll bestätigt haben. Das wird dann wenig verwundern, wenn man weiß, daß Chiracs Wahlkampf von einem französischen Soziologen, Emmanuel Todd, Impulse erhielt, der ähnliche Thesen vertritt. Judis und Lind behaupten, daß in Zukunft nationalistische Forderungen und populistische Stimmungen die Politik der westlichen Staaten deshalb dominieren werden, weil auch weiterhin wachsende Anteile der Bevölkerung von internationaler Integration und ökonomischer Globalisierung nicht nur nicht profitieren, sondern durch sie auch reale Einbußen erleiden werden.