Unter dem zugkräftigen Markennamen "Friedensplan für Bosnien" sind schon allerlei Produkte angeboten worden. Sie gehören drei Warenklassen an. Ein "Friedensplan" kann zunächst einen Zustand beschreiben, der einem unvoreingenommenen Vermittler als faire und auf lange Sicht tragfähige Lösung erscheint. Ein solcher Plan wägt die Berechtigung der artikulierten Interessen gegeneinander ab und muß, wenn er Erfolg versprechen will, dabei auch die Vehemenz und sogar die Brutalität mit berücksichtigen, mit der diese Interessen vertreten werden. Je nach dem Stand der Auseinandersetzungen machen solche Friedenspläne den Krieg überflüssig oder revidieren im nachhinein seine Ergebnisse; wird ein solcher Plan in einem besonderen Augenblick präsentiert, kann er auch ein Zwischenergebnis der Kämpfe an einem besonders günstigen Punkt festschreiben.
Die zweite Klasse bilden diejenigen Friedenspläne, die zu jedem anderen Zeitpunkt den aktuellen Zustand auf dem Schlachtfeld einfrieren: Was auch immer an Schrecklichem geschehen ist und wie scheußlich das Ergebnis sein mag - Hauptsache, der Krieg hört jetzt sofort auf. In eine dritte Klasse gehören Pläne, die das zu befürchtende Ergebnis des Krieges am Verhandlungstisch vorwegnehmen. Produkte aller dieser drei Klassen waren in Bosnien schon auf dem Markt.