Im Blätter-Gespräch
"Blätter"-Gespräch mit Micha Brumlik Einiges Aufsehen erregte Micha Brumlik Mitte Oktober, als er auf dem Perspektivenkongreß der Grünen in Hannover die Frage stellte, ob es nicht sein könnte "daß wir heute also weniger über Kommunitarismus denn allen Ernstes über Kommunismus nachzudenken hätten". Nun hatte sich Brumlik in den - von ihm z.T. mitveranstalteten Debatten - über Kommunitarismus nie als besonderer Freund der Gemeinsinntheorie hervorgetan. Die plötzliche Liebe zum Kommunismus erschien dennoch als die abrupte Wendung eines Intellektuellen, der der Linken jahrelang immer wieder die Wiederentdeckung des Liberalismus "als einzige Überlebenschance" empfohlen hatte. Christoph Wagner sprach mit Micha Brumlik über Realpolitik und notwendige Innovation - und darüber, wie die verschiedensten "-ismen" heute verstanden werden sollten. D. Red.
"Blätter": Beeindruckend war das Hallo, das Sie mit Ihrem Wortspiel beim Publikum in Hannover auslösten - und wenige Minuten später applaudierten die gleichen Leute bei der Gegenrede Joschka Fischers... Ist das die Politikverdrossenheit von politisch Aktiven, die sich blitzartig-unreflektiert in der Lust am Spektakel, am deftigen Schlagabtausch entlädt?
Micha Brumlik: Ich deute es anders.