Ausgabe Januar 1996

Danke Amerika!

Dayton und die Deutschen

Daß unter den Menschen in Bosnien, aber auch in dem deutscherseits in anzüglicher Sprachtradition "Restjugoslawien" titulierten Land die Freude groß sein würde, war vorhersehbar. Eine vielleicht nüchternere, aber ebenso von Erleichterung über das Ende des Schießens getragene Freude durfte man auch für die Bundesrepublik erwarten, hatten doch die Reportagen und Berichte, hatten blutige Bilder aus dem bosnisch-herzegowinischen Jugoslawien en miniature in den vergangenen Jahren einen zentralen Medien-Platz besessen und Verzweiflung, ohnmächtige Wut, auch Versuche der Hilfe ausgelöst. Nur, wer auf Freude hierzulande gewartet hatte, sah sich getäuscht. Statt allgemeiner Erleichterung dominiert eine seltsame Art der Verbitterung. Und die macht vor politischen Lagergrenzen nicht halt. Rechts und Links mißtrauen dem Kriegsende in Bosnien mehr oder weniger offen und üben sich in Rechthaberei, die vielfach an Schlichtheit kaum zu überbieten ist. Und der zumeist der Exekutive geistig verbundene Polit-Mainstream macht sich normalerweise gar nicht erst die Mühe, Eifersucht, Neid und Mißgunst zu verbergen. Was ist passiert? Passiert ist D a y t o n: Schluß mit dem Krieg in Bosnien.

Folgt man dem Kritikerpool, dann gilt der Mißmut einem falschen, weil ganz und gar "ungerechten" Friedensabkommen.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema