Dayton und die Deutschen
Daß unter den Menschen in Bosnien, aber auch in dem deutscherseits in anzüglicher Sprachtradition "Restjugoslawien" titulierten Land die Freude groß sein würde, war vorhersehbar. Eine vielleicht nüchternere, aber ebenso von Erleichterung über das Ende des Schießens getragene Freude durfte man auch für die Bundesrepublik erwarten, hatten doch die Reportagen und Berichte, hatten blutige Bilder aus dem bosnisch-herzegowinischen Jugoslawien en miniature in den vergangenen Jahren einen zentralen Medien-Platz besessen und Verzweiflung, ohnmächtige Wut, auch Versuche der Hilfe ausgelöst. Nur, wer auf Freude hierzulande gewartet hatte, sah sich getäuscht. Statt allgemeiner Erleichterung dominiert eine seltsame Art der Verbitterung. Und die macht vor politischen Lagergrenzen nicht halt. Rechts und Links mißtrauen dem Kriegsende in Bosnien mehr oder weniger offen und üben sich in Rechthaberei, die vielfach an Schlichtheit kaum zu überbieten ist. Und der zumeist der Exekutive geistig verbundene Polit-Mainstream macht sich normalerweise gar nicht erst die Mühe, Eifersucht, Neid und Mißgunst zu verbergen. Was ist passiert? Passiert ist D a y t o n: Schluß mit dem Krieg in Bosnien.
Folgt man dem Kritikerpool, dann gilt der Mißmut einem falschen, weil ganz und gar "ungerechten" Friedensabkommen.